Schöne Weihnachtsgeschichten

Wieder einmal steht uns der schönste Abschnitt des Jahres bevor: die Weihnachtszeit. Es ist die Zeit der Liebe, der Besinnung und des Friedens. All die Sehnsüchte und Wünsche der Menschen stehen nun besonders im Mittelpunkt.

Goldene Kerzenlichter erhellen die Stuben und der Duft von allerlei Köstlichkeiten verbreitet eine festliche Stimmung. Aus der Ferne können wir den leisen Klang der Glocken vernehmen und es scheint fast, als würde ein Engelschor ein schönes Weihnachtslied dazu singen. Gerade jetzt sollten wir innehalten und uns auf das besinnen, was uns das Christfest vermittelt: Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und ein gutes Miteinander.

In dieser so wunderbaren Atmosphäre sind wir ganz besonders empfänglich für schöne Weihnachtsgeschichten. Sie erscheinen uns zwar märchenhaft, aber gerade deshalb spiegeln sie unsere geheimsten und innigsten Wünsche wider. Liebe, Vergebung, Hoffnung und die Sehnsucht nach einer besseren Welt sind immer wieder zentrale Themen dieser Erzählungen. Bei uns findest Du viele schöne Weihnachtsgeschichten, die Dich in dieser bezaubernden Phase begleiten sollen.

Schöne Weihnachtsgeschichten

Die folgenden Geschichten eignen sich insbesondere für Erwachsene zum Vorlesen und selber lesen. Wir wünschen viel Freude dabei!

Weihnachten an der Linie
Der 24. Dezember stieg herauf mit Sonnenschein und Himmelblau. Fast wie ein Frühlingstag war er gestaltet, - so warm lag das Licht auf dem tiefblauen Bergsee, der leise ans Ufer spülte. Freilich schauten auch jetzt die Bergwände herunter in blendendem Weiß. Tief und dicht hüllte der Schneemantel die Erde ein. Kaum guckten die braunen Häuschen aus der Decke hervor; die Tannenäste hingen schwer und müde herunter, die Hecken und Pfähle lagen tief vergraben; - weiß die Hänge, weiß der Talgrund, weiß die Bergköpfe, - blau der Himmel und blau der See. Nur eine Linie unterbrach die Farbenreihe, eine schwarze, schmale Linie, die schwarze Schienenlinie, die sich dem Seeufer nachschlängelt, sich in den Felsen hineingezwängt und in …weiter lesen

Autor: Dora Schlatter

Das vertauschte Weihnachtskind
Klein-Elsbeth war fünf Jahre alt und hatte es recht gut auf der Welt, denn erstens brauchte sie noch nicht in die Schule gehen, zweitens hatte sie in der schönen, großen Wohnung der Eltern ein eigenes Zimmerchen für sich, das voll niedlicher Möbel war, darunter ein Schrank ganz voll Spielsachen, und drittens hatte sie immer Unterhaltung, nämlich ein Fräulein, das immer bei ihr war und sich mit ihr beschäftigte, weil Papa meistens im Geschäft war und Mama viel schlafen und Besuche machen mußte. Wenn aber recht schönes Wetter war, durfte der Kutscher aufspannen, und dann fuhr sie mit Fräulein spazieren.
Na, der Kutscher! Den mochte sie zu gern. Der war immer so spaßig, und wenn er Besorgungen gemacht hatte, brachte er ihr immer …weiter lesen

Autor: Victor Blüthgen

Danke liebes Christkind
"Ach, Mamali, wenn doch das Christkindli bald käme! Und wenn es mir doch brächte, was ich mir so sehr wünsche! Glaubst du, dass es mir's bringt?" so fragte die kleine Jolanda ihr Mütterlein, während es war gebettete in ihrem Schoß saß, das rosige Gesichtchen mit den großen dunklen Augen von den lockigen braunen Haaren umrahmt schaute sehnsuchtsvoll bittend zur Mama empor. "Ja, was wünscht du dir denn so sehnlich mein Liebling," fragte diese und strich mit der Hand über das weiche Haar.
"O siehst du, Mamali, die süße wunderschöne Puppe mit blondem Haar und großen, blauen Augen; aber ich weiß, sie kann sie schließlich und wieder aufmachen. Ich sah sie gestern, als ich mit Käthe an der Warenhalle …weiter lesen

Autor: Dora Schlatter

Marthe und ihre Uhr
Während der letzten Jahre meines Schulbesuchs wohnte ich in einem kleinen Bürgerhause der Stadt, worin aber von Vater, Mutter und vielen Geschwistern nur eine alternde, unverheiratete Tochter zurückgeblieben war. Die Eltern und zwei Brüder waren gestorben, die Schwestern bis auf die jüngste, die einen Arzt am selbigen Ort geheiratet hatte, ihren Männern in entfernte Gegenden gefolgt. So blieb denn Marthe allein in ihrem elterlichen Hause, worin sie sich durch das Vermieten des früheren Familienzimmers und mit Hilfe einer kleinen Rente spärlich durchs Leben brachte. Doch kümmerte es sie wenig, dass sie nur Sonntags ihren Mittagstisch decken konnte; denn ihre Ansprüche an das äußere Leben waren fast keine; eine Folge der strengen …weiter lesen

Autor: Theodor Storm

Weihnacht in Winkelsteg
In der heiligen Christnacht sind die Leute schon wieder von allen Seiten herbeigekommen. Die von den Spanlunten abgefallenen Glühkohlen sind lustig hingeglitten über die Schneekruste wie Sternschnuppen.
Viele Wäldler sind in ihrer Sehnsucht nach der mitternächtigen Feier ein gut Stück zu früh daran. Da die Kirche noch nicht aufgesperrt und es im Freien kalt ist, so kommen sie zu mir in das Schulhaus. Ich schlage Licht und da ist bald die ganz Schulstube voll Menschen. die Weiber haben weiße, bandartig zusammengelegte Tücher um das Kinn und über die Ohren hinaufgebunden. Sie huschen recht um den Ofen herum und blasen in die Finger, um das Frostwehen zu verblasen.
die Männer halten sich fest in ihren Lodengewändern verwahrt. Sie …weiter lesen

Autor: Peter Rosegger

Als ich Christtagsfreude holen ging
In meinem zwölften Lebensjahr wird es auch gewesen sein, als am Frühmorgen des heiligen Christabends mein Vater mich an der Schulter rüttelte: ich solle aufwachen und zu Besinnung kommen, er habe mir was zu sagen. Die Augen waren bald offen, aber die Besinnung! Als ich unter Mithilfe der Mutter angezogen war und bei der Frühsuppe saß, verlor sich die Schlaftrunkenheit allmählich, und nun sprach mein Vater: "Peter, jetzt höre, was ich dir sage. Da nimm meinen Stecken, denn es ist viel Schnee, und da nimm eine Laterne, denn der Pfad ist schlecht und die Stege vereist. Du mußt hinabgehen nach Langenwang. Den Holzhändler Spreitzegger zu Langenwang, den kennst du, der ist mir noch immer Geld schuldig, zwei Gulden und …weiter lesen

Autor: Peter Rosegger

Erste Weihnachten in der Waldheimat
Bist doch noch kommen! Wir haben schon gmeint, `s Wetter! Der Nickerl hat schon gröhrt, du kunnst im Schnee sein stecken blieben. Na, weil d` nur da bist. Was magst denn gleich? Ein Eierspeis? Ein Kaffee? Weihnachts - Guglhupf han ich auch schon."
Kenn ich sie? Kennt ihr sie nicht? Das ist ja die Stimme der Mutter!
Es waren die ersten Weihnachtsferien meiner Studienzeit. Wochenlang hatte ich schon die Tage, endlich die Stunden gezählt bis zum Morgen der Heimfahrt von Graz ins Alpel. Und als der Tag kam, da stürmte und stöberte es, dass mein Eisenbahnzug stecken blieb ein paar Stationen vor Krieglach. Da stieg ich aus und ging zu Fuß, frisch und lustig, sechs Stunden lang durch das Tal, wo der Frost mir Nase und Ohren abschnitt, …weiter lesen

Autor: Peter Rosegger

Eine Weihnachtsgeschichte
Es hatte vierzehn Tage lang gefroren wie in Sibirien. Auf dem höchsten Berg im Lande saß der alte Wintergreis mit seinem bläulichen Gewande und seinem lang hinstarrenden Schneebart, und ihm war so recht behaglich zu Mute, wie einem Menschengreise, wenn er hinter dem Ofen sitzt und das Essen ihm geschmeckt hat und alles gut geht. Zuweilen rieb der alte Winter sich vor Vergnügen die Hände - dann stäubte der feine, schimmernde Schnee wie Zuckerpulver über die Erde; bald lachte er wieder still vor sich hin und es gab Sonnenschein mit klingendem Frost. Der schneidende Hauch seines Mundes ging von ihm aus und wo er über die Seen strich, zerspaltete das Eis mit langhindonnerndem Getöse, und wo er durch die Wälder wehte, zerkrachten …weiter lesen

Autor: Heinrich Seidel

Ein besonderes Weihnachtsfest
Die Weihnachtsferien hatten begonnen. Mein Haus, in dem immer viel fröhliche Jugend lebte, war still geworden, denn alles war zu den Weihnachtsferien heimgefahren. Ich war allein zurückgeblieben mit einer Freundin, die mein Leben teilte. Weihnachten stand vor der Tür, und wir waren einsam. Einst war unser Leben wohl anders gewesen. Früher feierten wir Weihnachten im großen, reichen Familienkreis - nun war fast alles tot, was damals zu uns gehört hatte. "Wir wollen trotzdem Weihnachten fröhlich sein", sagte meine tapfere Freundin, als wir den ersten Abend still und einsam beisammen saßen. "Aber wie feiern wir Weihnachten, damit es ein frohes Fest wird?" "Wir wollen auf die Straße gehen und Arme …weiter lesen

Autor: Monika Hunnius

Kinderweihnacht
Weihnachten! Welch ein Zauber liegt in diesem Wort! Mir ist es immer, als öffnete sich damit der Blick in den Sternenhimmel, und die Freude funkelte herab, auch in die Dunkelheit trüber Zeiten. Man stellte seine Sorgenlast für eine Weile beiseite und befreit seine Seele, damit sie hell dastehe, frei vom Alltagsstaub, und das Licht aufnimmt und widerstrahlt, Liebe empfängt und Liebe gibt. In wie vielen Herzen, die von der Not des Lebens dunkel geworden sind, strahlt das Licht der Weihnachtsfreude, lehrt sie aufschauen und wieder an das Licht glauben, wie viel Ohren, die sich verschlossen hatten, tun sich auf bei dem Klang der Weihnachtsglocken und horchen auf die frohe Botschaft, die uns allen verkündet wird. Kommt auch bald wieder der …weiter lesen

Autor: Monika Hunnius

Weihnachten im Künstlerheim
Sie waren durch viel Leid und Trübsal gegangen, die der Krieg mit sich gebracht hatte. Trennungsschmerzen, Angst um geliebtes Leben, das im Kugelregen draußen stand - Krankheit und Not - alles war durch ihre Seelen gegangen, hatte sie kleinmütig und mutig, traurig und froh gefunden. Und nun waren sie vereinigt in schwer erkämpftem, ungetrübtem Glück. Es war ein schöne, kleines Künstlerheim, in dem ich mit ihnen den Weihnachtsbaum schmückte. Alter, wertvoller Hausrat aus Großvaters Zeiten füllten das Zimmer, und Blumen blühten an den Fenstern, trotz Schnee und Winterkälte draußen. Schöne Bilder von Künstlerhand schmückten die Wände, weiche Teppiche deckten den Fußboden, und im Nebenzimmer, in einem weißverhüllten …weiter lesen

Autor: Monika Hunnius

Weihnachten in Rom
Weihnachten in Rom, welch ein wunderbarer Tag! Ich wohne bei Freunden aus alter Zeit, zwei Freundinnen meiner Mutter, Estländerinnen, die seit dreißig Jahren in Rom leben und hier ihre Heimat gefunden haben.
Am Morgen des Weihnachtstages wanderte ich durch die Straßen voller Lärm, es treibt mich hinaus in die Einsamkeit der römischen Trümmerwelt, zum Kolosseum.
Der Weg dorthin ist fast leer von Menschen, es scheint, als ob die Reisenden heute andere Straßen gehen, kaum ein Mensch begegnet mir. Man sagt es sich immer wieder vor: "Heute ist Weihnachten", doch will es das Herz nicht glauben.
Die Sonne scheint strahlend und warm. Ich habe einen großen Strauß Rosen gekauft, ihr Duft steigt süß zu mir empor. Nun stehe ich …weiter lesen

Autor: Monika Hunnius

Das Christkindlein
Es ist wunderbar, wie unser Herrgott manchmal einem Menschen eine Todesahnung ins Herz gibt und hernach sie wirklich in Erfüllung gehen lässt.
Seit dem Jahre 1573 haben die Eschauer ihren Gottesacker, der ursprünglich die Kirche umgab, von da hinweg und hinaus vor das Dorf auf den Berg verlegt. Warum sie`s getan, - ob der bisherige Gottesacker zu klein geworden, oder ob man schon vor dreihundert Jahren es für ungesund gehalten, den Gottesacker im Ort zu haben, oder ob sie vielleicht gemeint, da draußen auf dem Berg - neben dem stillen, schweigenden Wald, von dessen Höhen alljährlich im Frühling ein Wasserstrom ins Tal herabrauscht, zu verkünden, dass droben der Schnee schmilzt und der Winter bald aus ist, - sei der Ruheplatz …weiter lesen

Autor: Karl Heinrich Caspari

Nussknacker und Mausekönig
Am vierundzwanzigsten Dezember durften die Kinder des Medizinalrats Stahlbaum den ganzen Tag über durchaus nicht in die Mittelstube hinein, viel weniger in das daran stoßende Prunkzimmer. In einem Winkel des Hinterstübchens zusammengekauert saßen Fritz und Marie, die tiefe Abenddämmerung war eingebrochen, und es wurde ihnen recht schaurig zumute, als man, wie es gewöhnlich an dem Tage geschah, kein Licht hereinbrachte. Fritz entdeckte ganz insgeheim wispernd der jüngeren Schwester (sie war eben erst sieben Jahre alt geworden), wie er schon seit frühmorgens es habe in den verschlossenen Stuben rauschen und rasseln und leise pochen hören. Auch sei nicht längst ein kleiner dunkler Mann mit einem großen Kasten unter dem Arm über den …weiter lesen

Autor: E.T.A. Hoffmann

Der Schnee
Heute war Weihnachten. -
Aber erst heute Abend! - Jetzt war es noch ganz hell und auf der Straße und im Garten, denn es war noch Tag.
"Heute Abend ist Weihnachten", zwitscherten die Spatzen sich im Garten gegenseitig zu, und dann flogen sie zu den Bäumen und Sträuchern hin, um es denen zu erzählen.
Aber sie wussten es schon.
"Wir haben gesehen, wie der Christbaum in das Haus getragen wurde", sagten sie. - Die Spatzen hatten aber noch viel mehr gesehen, denn neugierig wie sie nun einmal waren, hatten sie sich den ganzen Nachmittag auf dem Fensterbrett herumgetrieben und in das Zimmer geguckt, worin die Weihnachtsbescherung aufgebaut war.
"Den Christbaum", sagten sie, "haben wir auch gesehen; aber …weiter lesen

Autor: Sophie Reinheimer

Weihnachten im deutschen Hause beim Gelehrten und beim Bürgersmann
Der rollende Erdball wälzte sich dem letzten Himmelszeichen zu, welches die Seelen unseres Volkes mit magischer Gewalt auf das schönste Fest des Jahres richtet. Weihnachten war nahe und die Frauenwelt der Parkstraße fuhr in geheimnisvoller Tätigkeit einher. Der Verkehr mit guten Bekannten wurde unterbrochen, angefangene Bücher lagen im Winkel, Theater - und Konzertsaal wiesen leere Plätze, die Akkorde des Flügels und die neuen Bravourarien klangen selten in die rasselnden Wagen der Straße, innere Kämpfe wurden beschwichtigt, und böser Nachbarn ward wenig gedacht. Was eine Hausfrau oder Tochter zu leisten vermochte, das wurde auch in diesem Jahr auffällig. Vom Morgen bis zum Abend flogen kleine Finger zwischen Perlen, Wolle, …weiter lesen

Autor: Gustav Freytag

Weihnachten im Walde
Langer trockener Dezemberfrost, den der dabei eisig stürmende Nord um so empfindlicher werden ließ, war vorhergegangen, bis endlich mildes Wetter folgte, welches sich bald zu ausdauerndem Schneefall anließ, so dass mit dem Hereinbrechen des Weihnachtstages der weite Wald in wunderbarer Pracht seines neuen Schmuckes prangte, besonders da sich vorher, etwas gegen Mitternacht, der Himmel völlig geklärt und so die unverhüllt aufgehende Sonne die Heide mit wundersamem Farbenschmelz übergoss. Purpurn angehaucht leuchteten da zuerst die schneebedeckten Fichten- und Tannenwipfel in rosigem Lichte, während weiter herab die frisch gefallene Last auf dem niedergedrückten Gezweig der sonst ungebeugt gen Himmel starrenden Baumwelt noch im …weiter lesen

Autor: Guido Hammer

Der heilige Abend
Langer trockener Dezemberfrost, den der dabei eisig stürmende Nord um so empfindlicher werden ließ, war vorhergegangen, bis endlich mildes Wetter folgte, welches sich bald zu ausdauerndem Schneefall anließ, so dass mit dem Hereinbrechen des Weihnachtstages der weite Wald in wunderbarer Pracht seines neuen Schmuckes prangte, besonders da sich vorher, etwas gegen Mitternacht, der Himmel völlig geklärt und so die unverhüllt aufgehende Sonne die Heide mit wundersamem Farbenschmelz übergoss. Purpurn angehaucht leuchteten da zuerst die schneebedeckten Fichten- und Tannenwipfel in rosigem Lichte, während weiter herab die frisch gefallene Last auf dem niedergedrückten Gezweig der sonst ungebeugt gen Himmel starrenden Baumwelt noch im …weiter lesen

Autor: Friedrich Naumannn

Durch Nebel zur Klarheit
"Die Nachtigall mit süßem Schall
Singt alles gleich vom Blatt", -

so tönte eine helle Knabenstimme aus der Scheunentür, und wahrlich, sie klang wie ein Glöcklein in dem hohen Raum.
"Mach' doch, dass der Franz nicht immer singt, ich hör's nicht gern", brummte drin in der Stube der alte Vater, der bleich und matt auf dem Ofentritt saß und bedenklich an seinen dick umwickelten Beinen, in denen der Rheumatismus ihn plagte, nieder blickte. Vergebens hatte er sich an den warmen Ort geflüchtet, in der Hoffnung, hier die Schmerzen zu lindern; sie blieben so heftig wie zuvor. Es war draußen auch schon so feuchtkalt, und der graue Nebel hing schwer vor den Fenstern. Der Vater war sonst gleichmäßiger in der Stimmung …weiter lesen

Autor: Dora Schlatter

Der Stern zu Bethlehem
Es war ein düsterer Novembermorgen. Die Uhr der protestantischen Kirche auf dem Marktplatze hatte eben fünf geschlagen. Ein Schutzmann, der die Kriegsstraße passierte, sah einen schwarzen Packen unter einem der Bäume liegen. Es war ein fest schlafendes Kind. Der Mann schüttelte und rüttelte das magere, im höchsten Grade verkommen aussehende Bürschlein wohl eine ganze Weile. Endlich - einen durchdringenden Schrei ausstoßend - fuhr der kleine in die Höhe. Er wollte sich frei machen. Er riss und zerrte, sein Jammern war herzzerreißend.
"Aber es geschieht dir ja nichts", sagte der Schutzmann, "soll für dich gesorgt werden. Sei nur ruhig, sei nur ruhig . . . "
Gleich beim ersten Wort hatte das noch eben tief …weiter lesen

Autor: Hermine Villinger

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